Curiosa

In lockerer Reihenfolge finden sich hier Ergänzungen zur Webseite, die mir im Nachgang zur Ausstellung vom Frühjahr 2021 und im Kontext von Hartmann Schedel, seinem Hauptwerk und seiner Zeit erwähnenswert erscheinen.

21.4.2024 – Mehr zum Erdbeben in Basel
Hartmann Schedel beschreibt das Erdbeben in Basel von 1356 Im 6. Weltalter auf der Seite 243v : «Aber wiwol in diser loehlichen vnd alten statt vil anzaigung vnd vberbleibung ser alter gepew erscheinen so sind doch dieselben auß pawfelligkeit vnd erdpidem. auch auß alter also entstelt das man nicht erkennen kan was gestaltnus vnd zu welchem geprauch dieselben gepewe gemacht gewesen seyen.» Die dazu passende Städteansicht von Basel und weitere Informationen findet man natürlich auch in meiner Powerpoint Präsentation.

1580 – fast 100 Jahre später – schrieb der Basler Mathematiker und Chronist Christian Wurstisen seine Basler Chronik. Und darin findet man dann auf Seite 156 ein Bild, wie man sich dieses Erdbeben vorzustellen hat: «…den 18 Octobris / abents umb zehen Uhr zu Basel…»

Quelle: eigene Aufnahme aus meinem Exemplar der Basler Chronik

Zwei Unterschiede zur Nürnberger Chronik: Natürlich ist die Basler Chronik detaillierter – beschreibt z.B. auch die Schäden am Basler Münster und die auf das Erdbeben folgenden Brände, die zu löschen sich niemand traute – und: inzwischen haben die Rückseiten eine eigene Seitennummer.

«Gedechtnuss Reimen» zum «Erdbidem». Quelle: Digitalisat der Basler Chronik

15.1.2024 – Mehr Hintergrund zu Hartmann Schedel
Hartmann Schedel in seiner Zeit – eine Biografie. Dieser Beitrag auf Youtube von Geschichtsfenster ist wohl auch einen Blick wert. Ist mit etwas mehr als 50 Minuten etwas langatmig, aber man kann ja blättern… Besonderes Zückerchen: Es gibt eine Arbeit über die Bibliothek Hartmann Schedels (den Index), welche den Grundstock der Bayrischen Staatsbibliothek bildet. Der Weg der Sammlung von Schedel zum Bayrischen Staat wird im Video hier beschrieben.

26.12.2023 – die Nürnberger Chronik in Nürnberg
Eine schöne und informative Zusammenstellung von Hans-Sirks Lampe über die Entstehung der Schedel’schen Weltchronik und wie man an der Wende zur Neuzeit in Nürnberg lebte. Leider ist nicht ersichtlich wann dieser Film entstand, aber da die Preise in D-Mark angegeben werden, ist es wohl schon eine Weile her – vielleicht in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts? Gefunden auf der Youtube-Seite von Sternvogel. Der Titel «Strassennamen – …» ist etwas irritierend und die ersten drei Minuten sind ein Überblick über die heutigen Nürnberger Druckereien. Dann folgt ein kurzer Abriss über (seinerzeit) aktuelle Buchangebote zur Chronik und ab Minute 4:44 geht’s dann richtig los. Trotzdem: Prädikat sehenswert.

29.8.2023 – Das Jahr ohne Sommer 536
…wie es z.B. von ChronicleMedieval in diesem Youtube-Beitrag beschrieben wird, war ein Klima-Ereignis, welches in der ganzen Welt Beachtung fand. Es findet sich nicht direkt in der Nürnberger Chronik von Hartmann Schedel. Aber auf Blat CXLVI recto (Seite 146) schreibt Schedel wie folgt:

«Erschroeckenliche zaichen sind in welschen land nach gepurt des herrnn.vclxx.iar [Das Jahr 570] bey nacht gesehen worden.dann fewrig straln erschinen amm himel vnn pluotropfet vonn wolcken.menschlichs pluot bedewtende dz darnach vergoszen wardt. nachfolgend regnet es vil tag aneinander vnn meret sich die tyber mit gewalt der wasser. also das sie an nidern enden vil volcks ertrencket.deszgleichen geschahe auch in andern stetten vnd gegenten… Sie sagen das auch ein zerriszner berg in gallia einen grozen hal gegeben hab vnd darauff vil lewt vnnd gepew verfallen seyen

— Vielleicht doch der Hinweis auf eine vulkanische Eruption, die Auswirkungen auf das weltweite Klima hatte?

Der Ausbruch des Krakatau im Jahre 535 oder 536 und die Rezeption in der Schedel’schen Chronik erst 34 Jahre später, auf das Jahr 570 hin, ist vielleicht damit erklärbar, dass das Ereignis zu Schedels Zeiten schon über 900 Jahre her war. Interessanter ist, dass chinesische Geschichtsschreiber dasselbe Ereignis im ungefähr selben Zeitraum ebenfalls beschreiben. Und die Übereinstimmungen sind teilweise verblüffend.

10.6.2022 – Die Ketten des Goldenen Horns in Istanbul
Im Mai 2022 hat meine hochgeschätzte Lektorin, die Kantonsbibliothekarin Dr. Heidi Eisenhut, eine Reise nach Istanbul gemacht. Von dort hat sie das folgende Bild der Ketten, mit denen das Goldene Horn für die Schifffahrt gesperrt werden konnte, mitgebracht:

Quelle: Privataufnahme von Dr. Heidi Eisenhut. Klick auf das Bild für die vergrösserte Darstellung

Unschwer erkennbar, dass der Bildausschnitt im Hintergrund einem kolorierten Exemplar der Nürnberger Chronik entstammt – und dass darauf eben genau diese Ketten abgebildet sind.

13.3.2022 – Was Coberger sonst noch so druckte…
Zufällig bin ich im Rahmen des Schedel-Projektes darauf gestossen, dass die vierte Auflage des «Hexenhammers» von Heinrich Kramer, genannt Institoris (ca.1430 – ca.1505), nur ein Jahr nach der Nürnberger Chronik bei Anton Koberger in Nürnberg gedruckt wurde. Dies ist die erste Auflage mit dem Titelblatt «Malleus Maleficarum«.

Der Hexenhammer steht am Beginn der blutigen Epoche der europäischen Hexenverfolgungen. Als Handbuch der Hexenjäger zählt er zu den verhängnisvollsten Büchern der Weltliteratur. (Quelle: Präambel der kommentierten Neuübersetzung «der Hexenhammer», ISBN 978-3-423-30780-2, dtv 2000, 12. Auflage 2017) – und steht damit in starkem Kontrast zur humanistisch geprägten Nürnberger Chronik.
Bleibt zu erwähnen, dass der Hexenhammer immer umstritten war und von der humanistisch geprägten Intelligenzia mehrheitlich abgelehnt wurde. Für die Ostschweiz: Die letzte Enthauptung einer «Hexe», der Anna Göldin, fand 1782 in Glarus statt. Erst die Aufklärung hat dem schrecklichen Treiben – zumindest vorerst – ein Ende gesetzt.

8.12.2021 – Weltkarte mit Amerika
Auf der Weltkarte der Nürnberger Chronik (Blat XIIv und XIIIr) liegen Afrika und Asien noch an einem Binnenmeer. 1507, nur gerade 14 Jahre später wurde die hier abgebildete Karte von Martin Waldseemüller im Auftrag des Herzog von Lothringen in einer Auflage von 1000 Stück veröffentlicht:

Quelle: Wikipedia. Klick auf die Karte für die vergrösserte Darstellung

Diese Karte ist nicht die allererste Darstellung der neuen Welt – das wäre wohl die Cantino-Planisphäre, 1502. Aber es ist die erste Karte, die für den neu entdeckten Doppelkontinent den Namen «Amerika» benutzt. Nachdem sie 1901 auf Schloss Wolfegg in Oberschwaben wieder entdeckt wurde, ist sie heute in der Library of Congress in Washington D.C. ausgestellt.

Weisse Flecken auf der Landkarte: auf dieser Karte fehlt weiterhin die «Terra Australis Incognita«: Australien und Antarktis.

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